Meine Reise nach Irland zum 100jährigen Jubiläum
Eine Zusammenfassung mit vielen Ideen für deine Titanicreise!
Anfang des Jahres 2012 stellte ich mir eine wichtige Frage: Wo möchte ich sein, am Tag des 100jährigen Jubiläums des Untergangs der Titanic?
Ganz nach dem Motto „zurück zu den Wurzeln“ entschied ich mich für Belfast, dem Geburtsort der Titanic.
9. April 2012
Meine Reise beginnt. Ich starte in Cobh, dem ehemaligen Queenstown. Jenem Ort, an dem vor hundert Jahren viele Iren voller Hoffnung und großen Plänen das Schiff betraten. Es sollten die letzten Passagiere sein, die an Bord gingen. Viele von ihnen fanden den Tod.
Die Cobh Titanic Experience erzählt diese Geschichten und lässt sie in den originalen Räumen des ehemaligen White Star Line Ticket Office lebendig werden. Ein Blick auf den originalen Pier ist ebenso möglich, wie auch das Nachempfinden des Lebens an Bord der zweiten und dritten Klasse. Ich treffe den Direktor der Ausstellung, Herrn Mark Anderson, und wir plaudern über die Jubiläums-Feierlichkeiten in Cobh.
Nach dem von Michael Martin mit Liebe und Leidenschaft geführten Rundgang des Titanic Trail Cobh kehre ich ein in eines der zahlreichen, Titanic-dekorierten, Pubs, die Connie Doolans Bar. Ein Zufall: Die letzte Überlebende des Unglücks, Millvina Dean, war oft und gerne hier Gast.
Manche Gäste sind sogar gekleidet in der Mode der damaligen Zeit!
Bevor ich den malerischen Ort an der Südküste Irlands verlasse, mache ich noch einen kurzen Abstecher in das Cobh Heritage Center, wo die „Queenstown Story“ speziell die Themen der Hungersnöte und der anschließenden Emigration erzählt.
Die vier Tage bis zum Jubiläumstag nütze ich für eine Rundreise entlang der wunderschönen Süd- und Westküste, bis ich am Morgen des 13. Aprils in Belfast ankomme.
13. April
Nach Beziehen meiner Unterkunft bei lieben Bekannten führt mich mein erster Weg in die EMER Gallery, eine kleine Kunstgalerie in einem Vorort Belfasts – auch dort widmen sich zeitgenössisches Gemälde dem berühmtesten Schiff der Stadt.
Einen guten Überblick über das neu erbaute Titanic Quarter bietet die empfehlenswerte Titanic Walking Tour. Sie führt mich zum Thompson Trockendock, zeigt das angeschlossene, großteils original erhaltene Pumphouse, und öffnet sogar die Türe des originalen „Drawing Office“, jenem lichtdurchfluteten und schon sehr verfallenem Raum, in dem die Pläne des Schiffes von zahlreichen Angestellten der Werft erstellt wurden. Gleich daneben darf ich in einem kleinen, unscheinbaren Raum am originalen Schreibtisch von Thomas Andrews, dem Konstrukteur der Titanic, verweilen. Die Restaurierung des gesamten Gebäudes sollte noch ein paar Jahre auf sich warten.*
Das gesamte Titanicviertel hat sich seit meinem letzten Besuch 2003 sehr stark verändert.
Am eindrucksvollsten thront dort nun das Titanic Belfast – die größte Titanicausstellung der Welt. Der Begriff „Ausstellung“ ist dafür fast zu wenig, es ist viel mehr ein multisensorisches Spektakel über mehrere Stockwerke, chronologisch und ansprechend angeordnet. Ich empfehle, sich dafür mindestens einen halben Tag einzuplanen! Wenn du noch kein Titanicfan bist – danach bist du garantiert einer!
Aber wieder zurück. Den Abend des 13. April lasse ich im Belfast Opera House ausklingen. Dort steht das Titanic-Musical von Maury Yeston (Musik) und Peter Stone (Libretto) am Programm. Müde bin ich, das muss ich zugeben. Dennoch ein schöner Abend mit tollem Bühnenbild und einem engagierten Ensemble.
* Heute befindet sich in den ehemligen Räumlichkeiten des White Star Line Offices das Titanic Hotel Belfast, https://www.titanichotelbelfast.com
14. April 2012
9.00 Uhr
Den Vormittag verbringe ich wieder im Titanic Quarter – dieses Mal besuche ich nun zum ersten Mal das futuristisch anmutende Gebäude des Titanic Belfast.
Ein wichtiges Treffen steht an. Unter dem Motto „Das kleinste Titanicmuseum trifft das größte Titanicmuseum der Welt“ freue ich mich auf eine Begegnung mit dem Direktor des Hauses, Tim Husbands. Eine große Freude, ich werde sehr herzlich empfangen.
13.00 Uhr
Ein Taxi bringt mich im Anschluss etwas außerhalb der Stadt zum Ulster Folk Museum, wo das nächste Highlight auf mich wartet. Mein Ausflug steht im Zeichen der Musik an Bord der Titanic. Bei einer Lecture treffe ich den herzlichen Christopher Ward, dem Enkelsohn von Titanic-Violonist John „Jock“ Hume. Wir plaudern lange und ich darf sogar auf seiner Geige spielen. Sie wurde zeitgleich vom selben Geigenbauer, der Jock Humes Geige baute und die an Bord kurz vor dem Untergang gespielt wurde, gebaut.
15.00 Uhr
Ich verabschiede mich und düse weiter ins Belfast Public Transport Museum. Erneut bin ich ergriffen von den originalen Exponaten – und im speziellen von den originalen Bauplänen der Olympic und Titanic. Unfassbar, wie solch ein großes Schiff damals geplant, konstruiert und gezeichnet wurde. Ich könnte dort stundenlang stehen – doch nein, ich muss schon wieder weiter.
18.00 Uhr
Eine besondere Lecture steht noch am Programm.
Dr. Robert Ballard, einer der beiden Forscher, die das Schiffswrack im Jahr 1985 entdeckt haben, gibt einen Einblick über die damalige Expedition des Fundes. Die Veranstaltung findet im großen Veranstaltungssaal des Titanic Belfast statt. Ein Highlight ist dort der Nachbau der kunstvollen Stiege der ersten Klasse. Sehr beeindruckend. Dieser Raum ist normalerweise bei der Besichtigung des Museums leider nicht zu sehen.
20.00 Uhr
Die BBC veranstaltet eine große Produktion als Liveübertragung fürs Fernsehen „Titanic: A Commemoration in Music and Film“.
Der Abend beginnt also in der Belfast Waterfront Hall mit Künstlern wie Katie Melua, Bryan Ferry und Joss Stone.
https://www.youtube.com/watch?v=oAwrdiDao58
22.00 Uhr
Nach der Show eile ich in das Drawing Office. Dort wird in einem sehr intimen und exklusiven Rahmen der tragischen Nacht vor hundert Jahren gedacht. Es ist ruhig, die Menschen schweigen und gehen im Anschluss hinaus auf den Vorplatz. Jeder hält ein Kärtchen in Händen mit Namen von Verstorbenen und spricht sie aus. Ein sehr bewegender Moment.
Der Abend klingt im großen Foyer des Titanic Belfast aus. Dort kommt es zu einer wirklichen Seltenheit, denn beide Titanic-Entdecker, Dr. Robert Ballard und auch der Franzose Jean Louis-Michel, sind anwesend und halten gemeinsam eine Ansprache.
Wer denkt, das war nun alles, irrt.
Um exakt 23.40 Uhr, der tatsächlichen Zeit der Kollision mit dem Eisberg, erscheint auf der riesigen „verrosteten“ Wand des Foyes Eric Witacres Virtual Choir 3 mit dem Song „Water Night“. Ein Moment des Gedenkens mit wunderbarer Musik. Ich bin emotional schwer ergriffen, denn ich finde mich zwischen tausenden Sängern tatsächlich auf der „Leinwand“ wieder. Wochen zuvor habe ich das Stück per Video online eingesungen, knapp 4000 Sänger aus 37 Nationen sind dabei. Sehens- und Höhrenswert:
https://www.youtube.com/watch?v=V3rRaL-Czxw
Ich treffe nochmal Christopher Ward, Tim Husbands und viele mehr und falle spät nachts todmüde ins Bett.
15. April
Auch dieser Tag steht noch ganz im Zeichen der Feierlichkeiten.
Beim Rathaus von Belfast findet der offizielle Festakt mit Vertretern aus Politik, Angehörigen der Verstorbenen, sowie Vertretern verschiedenster Titanicvereine und Organisationen statt.
Im Anschluss wird im Titanic Memorial Garden ein Denkmal mit den Namen aller Verstorbenen enthüllt. Auch ich darf eine weiße Rose niederlegen.
Dr.Ballard läuft mir über den Weg, ein Foto geht sich aus.
Der Nachmittag führt mich nochmal ins Titanic Quarter, wo ich die Dimension der Slipways erahnen kann – jenem Ort, an den die Titanic gebaut und ins Wasser gelassen wurde. Wer schon mal ein Schiffsmodell selbst gebaut hat, weiß auch, was das überdimensional große Kunstwerk dort darstellt! (Für Insider: Ein Kunststoffbogen, aus dem die kleinen Einzelteile des Modells herausgeschnitten werden….)
In ganz Belfast finden sich überall Hinweise auf das Jubiläum. Ein großes motorgesteuertes Schiffsmodell schwimmt im Lagan-Fluss an mir vorbei, eine riesige Titanic aus Luftballonen hängt in einem großen Einkaufszentrum von der Decke hinab. Titanic überall.
Doch meine ereignisreiche Reise geht dem Ende zu. Ich fahre zurück nach Dublin und steige müde, bepackt mit vielen neuen, spannenden Büchern und unzähligen Eindrücken in den Flieger.
In zwei Jahren werde ich wieder kommen!
Aber das wusste ich damals noch nicht.